PHQ-9

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Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des PHQ-9 - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.

Beschreibung

Der PHQ-9 - Fragebogen ist die Kurzform des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-D - Patient Health Questionnaire - Deutsche Version). Er entspricht dem Depressionsmodul des PHQ-D und umfasst 9 Fragen zur Depressivität. Als validierter,[1][2] änderungssensitiver Selbstauskunftsfragebogen ermöglicht er in Kombination mit dem ärztlichen Gespräch eine zeitökonomische Diagnostik psychischer Störungen und erlaubt ergänzend die Bildung von Schweregraden für den Bereich Depressivität im Sinne einer kontinuierlichen Diagnostik.[3]

Inhaltlicher Aufbau

Der Fragebogen besteht aus 9 Aussagen zur Beeinträchtigung des Patienten/der Patientin in den letzten 2 Wochen, die bzgl. ihrer jeweiligen zeitlichen Ausprägung (von „überhaupt nicht“ bis „beinahe jeden Tag“) innerhalb kurzer Zeit und ohne spezifische Vorkenntnisse oder Aufklärungsarbeit bewertet werden können.

Die Antworten können auf einer 4-stufigen Skala gegeben werden, wobei für jede der vier Antwortmöglichkeiten ein unterschiedlicher Punktwert vergeben wird. Die Skala umfasst folgende Abstufungen:

Antwortmöglichkeit Punktwert
überhaupt nicht 0
an einzelnen Tagen 1
an mehr als die Hälfte der Tage 2
beinahe jeden Tag 3

Auswertungshinweise

Die Auswertung erfolgt durch Summenwertbildung über die Antwortpunkte aller neun Aussagen und anschließende Kategorisierung bzgl. der folgenden 5 Risikogruppen:

  • 0 - 4: gesund (grün)
  • 5 - 9: unauffällig (grün)
  • 10 - 14: leichtgradige Depression (orange)
  • 15 - 19: mittelgradige Depression (orange)
  • 20 - 27: schwergradige Depression (rot)

Bedeutung der Ergebnisse

Da der PHQ-9 ein Selbstauskunftsfragebogen ist (beruht ausschließlich auf den Patientenangaben) und nicht alle für eine vollständige Psychodiagnostik notwendigen Informationen abfragt, müssen die endgültigen Diagnosen im Arztgespräch auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Dabei sollte berücksichtigt werden, wie gut der Patient den Fragebogen verstanden hat. Zusätzlich sind weitere anamnestische Informationen des Patienten, seiner Familienangehörigen bzw. Informationen aus anderen Quellen heranzuziehen.[4] Nach der vorläufigen Diagnosestellung mit Hilfe des PHQ-9 müssen somit weitere Überlegungen angestellt werden, die für die Patientenführung und Therapieentscheidung maßgeblich sind, wie z.B.:

  • Wurden aktuelle Symptome durch einen/mehrere psychosoziale(n) Stressfaktor/en ausgelöst?
  • Wie lange besteht die momentane Störung und hat der Patient deswegen bereits eine Therapie erhalten?
  • In welchem Maße beeinträchtigen die Symptome die beruflichen und sozialen Funktionen und Aktivitäten des Patienten?
  • Gibt es in der Anamnese bereits ähnliche Episoden und wurden diese behandelt?
  • Existiert eine Familienanamnese mit ähnlichen Symptomen?

Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®

Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.

Kurzbeschreibung

Der PHQ-9 (Gesundheitsfragebogen für Patienten, engl. Patient Health Questionnaire) ist ein Screeninginstrument zur Diagnostik von Depressivität, das aus dem Depressionsmodul des PHQ-D besteht. Er wurde für den routinemäßigen Einsatz im somatisch-medizinischen Bereich entwickelt, um die Erkennung und die Diagnostik depressiver Störungen im Alltag der Primärmedizin zu erleichtern. Mit jeder Frage erfasst der PHQ-9 eines der neun DSM-IV-Kriterien für die Diagnose der "Major Depression". Der Fragebogen besteht aus 9 Fragen, die vom Patienten selbst bzgl. ihrer jeweiligen zeitlichen Ausprägung (von „überhaupt nicht“ bis „beinahe jeden Tag“) innerhalb kurzer Zeit und ohne spezifische Vorkenntnisse oder Aufklärungsarbeit beantwortet werden können und erlaubt – ergänzend zur kategorialen Diagnostik von psychischen Störungen – auch die Bildung von Schweregraden für den Bereich Depressivität im Sinne einer kontinuierlichen Diagnostik.

Für die verschiedenen Antwortmöglichkeiten werden unterschiedliche Punktwerte vergeben:

  • Überhaupt nicht = 0
  • an einzelnen Tagen = 1
  • an mehr als der Hälfte der Tage = 2
  • beinahe jeden Tag = 3

Grenzwerte

Aus den Antwortpunkten aller neun Fragen wird ein Summenwert gebildet, der anschließend bzgl. der folgenden 5 (in iDocLive auch farbkodierten) Risikogruppen kategorisiert wird:

Symbol Bedeutung Wertebereich
Weißer Haken auf grünem Kreis.png gesund 0 - 4
Weißer Haken auf grünem Kreis.png unauffällig 5 - 9
Weißes Ausrufezeichen auf gelbem Dreieck.png leichtgradige Depression 10 - 14
Weißes Ausrufezeichen auf orangem Dreieck.png mittelgradige Depression 15 - 19
Weißes Ausrufezeichen auf rotem Oktagon.png schwergradige Depression 20 - 27

Eine weitergehende Graduierungsmöglichkeit ergibt sich durch Gewichtungen einzelner Fragen. So kann die Vermutung für ein sog. „Major Depressives Syndrom“ [entsprechend ICD-10 entweder als erstmalige/s Episode/Ereignis: F32.0 (leicht), F32.1 (mittelgradig), F32.2 (schwer) oder als rezidivierende/s Episode/Ereignis: F33.0 (leicht), F33.1 (mittelgradig), F33.2 (schwer)] formuliert werden, wenn fünf oder mehr der Fragen (darunter insbesondere die ersten beiden Fragen) mit mindestens „an mehr als der Hälfte der Tage“ beantwortet wurden (Anmerkung: die letzte Frage wird bereits dann mitgezählt, wenn diese nur mit „an einzelnen Tagen“ beantwortet wurde).

Der Verdacht auf „andere depressive Syndrome“ [entsprechend ICD-10 als F32.9 (nicht näher bezeichnete depressive Episode – z.B. Minor Depression), F33.9 (nicht näher bezeichnete rezidivierende depressive Störung), oder F34.1 (Dysthymie)] kann geäußert werden, wenn zwei, drei oder vier der neun Fragen (darunter insbesondere die ersten beiden Fragen) mit mindestens „an mehr als der Hälfte der Tage“ beantwortet wurden (Anmerkung: die letzte Frage wird bereits dann mitgezählt, wenn diese nur mit „an einzelnen Tagen“ beantwortet wurde).[3]

Einsatzgebiete

Mit dem "Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D)" liegt ein validierter Selbstauskunftsfragebogen vor, welcher in Kombination mit dem ärztlichen Gespräch eine valide und zeitökonomische Diagnostik psychischer Störungen ermöglicht. Damit soll ein Beitrag zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen innerhalb und außerhalb der Primärmedizin geleistet werden.[3] Er kann auch zur Verlaufsdiagnostik sowie zur Beurteilung des Therapieeffektes herangezogen werden.

Anmerkung

Der PHQ-9 wurde als Teil der deutschen Version des "Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D)" des "Patient Health Questionnaire (PHQ)" durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe in Kooperation mit den Autoren der Originalversion entwickelt. Die Übersetzung erfolgte nach "State of the Art Kriterien" in mehreren Schritten von Übersetzung und Rückübersetzung. Die Validierung des deutschen PHQ-D wurde an einer Stichprobe von ambulanten Klinikpatienten und Hausarztpatienten durchgeführt. Diagnostischer Goldstandard war dabei das "Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV (SKID-I)". Insgesamt wurde eine Stichprobe von 1619 Patienten mit dem PHQ-D untersucht, wobei bei einer Substichprobe von 528 Patienten das SKID-I durchgeführt wurde. Erste Ergebnisse der deutschen Validierungsstudie zeigen eine gute Übereinstimmung von PHQ-D und SKID, sodass von einer guten Validität des Instrumentes bei der Diagnostik psychischer/depressiver Störungen ausgegangen werden kann.[1]

Im Fragebogen verwendete Medien

/

Versionen

iDocLive Versionierung

Aktuell gültige Version

v1.0.0

Versionshistorie

/

Fragebogenfassungen

In iDocLive ist derzeit die validierte deutsche Kurzversion des PHQ-9 - Fragebogens mit 9 inhaltlichen Fragen verfügbar.

Weitere Versionen: Die Komplettversion (PHQ-D) ist derzeit nicht auf iDocLive verfügbar. Die ursprüngliche Version in englischer Sprache ist derzeit ebenfalls auf iDocLive nicht verfügbar.

Umfang

Der Fragebogen enthält 9 Fragen (Single Choice). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 2 Minuten.

Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: PHQ-9-Fragebogen

Siehe auch

Literatur

  • Löwe B, Spitzer RL, Zipfel S, Herzog W. PHQ-D Gesundheitsfragebogen für Patienten. Autorisierte deutsche Version des „Prime MD Patient Health Questionnaire (PHQ)“. Manual – Komplettversion und Kurzform. 2002; Pfizer
  • Wittchen H, Zaudig M, Fydrich T. Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV (SKID), Achse 1. Göttingen, Germany: Hogrefe, 1997.
  • Gräfe K, Quenter A, Bucholz C, Wild B, Zipfel S, Herzog W, Löwe B. Der Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D) - Wie gut diagnostiziert ein Screeningfragebogen psychische Störungen? (Abstract). Nervenarzt 2001; 20 (Suppl 3): S99-S99.
  • Löwe B, Gräfe K, Quenter A, Buchholz C, Zipfel S, Herzog W. Screening psychischer Störungen in der Primärmedizin: Validierung des "Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-D)". (Abstract). Psychother Psych Med 2002; 52: 104-105.
  • Löwe B, Gräfe K, Quenter A, Zipfel S, Herzog W. Diagnostik depressiver Störungen: Validität von Arztdiagnosen und drei Screeninginstrumenten im Vergleich. (Abstract). In: Balck F, Berth H, Dinkel A (Hrsg.) Medizinpsychologie.com. State of the Art der Medizinischen Psychologie 2002, pp 102-3. Lengerich: Pabst, 2002.
  • Spitzer RL, Williams J, Kroenke K. Prime MD today. Evaluation of mental disorders. Manual. New York: Pfizer U.S., 1999.
  • Spitzer RL, Williams J, Kroenke K. Research Quick Guide to Patient Health Questionnaire (PHQ) and Brief PHQ. Unpublished Work. New York: New York State Psychiatric Institute, 1999.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 K. Gräfe, S. Zipfel, W. Herzog, B. Löwe: Screening psychischer Störungen mit dem "Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D)". Ergebnisse der deutschen Validierungsstudie. In: Diagnostica. 50, 2004, S. 171–181.
  2. K. Kroenke, R. L. Spitzer, J. B. Williams: The PHQ-9. Validity of a brief depression severity measure. In: J Gen Intern Med. 16, 2001, S. 606–613.
  3. 3,0 3,1 3,2 B. Löwe, R. L. Spitzer, S. Zipfel, W. Herzog: Manual Komplettversion und Kurzform; Autorisierte deutsche Version des Prime MD Patient Health Questionnaire (PHQ), Auflage 2, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Pfizer 2002
  4. https://www.kvberlin.de/fileadmin/user_upload/vertraege_kv_berlin/fruehbehandlungsstrukturvertrag_aok_nordost/fruehbehandlung_aok_vertrag2015_anl1_modul_depression_fragebogen.pdf