AVEM - Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster
Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des AVEM-Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.
Beschreibung
Das psychodiagnostische Verfahren AVEM dient der Erfassung persönlicher Bewältigungsmuster in der Auseinandersetzung mit den Anforderungen des Arbeits- und Berufslebens. Es werden Selbsteinschätzungen zum Verhalten und Erleben gegenüber der Arbeit und dem Beruf erhoben.
Inhaltlicher Aufbau
Bei der Konstruktion des Verfahrens wurde ein breites Merkmalspektrum berücksichtigt. Die ausgewählten Merkmale spiegeln wesentliche Seiten des Engagements und der Befindlichkeit in Bezug auf Arbeit, Beruf und damit verbundene Bereiche wider. Diese Überlegungen schlagen sich in die Verfahrensstruktur nieder, wonach 11 Dimensionen arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens unterschieden werden:
- Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit
- Beruflicher Ehrgeiz
- Verausgabungsbereitschaft
- Perfektionsstreben
- Distanzierungsfähigkeit
- Resignationstendenz bei Misserfolg
- Offensive Problembewältigung
- Innere Ruhe und Ausgeglichenheit
- Erfolgserleben im Beruf
- Lebenszufriedenheit
- Erleben sozialer Unterstützung
Dabei werden pro Dimension 6 Aussagen präsentiert, zu denen Stellung genommen werden soll. Diese kann über eine 5-stufige Antwortskala mit folgenden Antwortmöglichkeiten ausgedrückt werden:
- trifft gar nicht zu
- trifft überwiegend nicht zu
- trifft teils / teils zu
- trifft überwiegend zu
- trifft völlig zu
Auswertungshinweise
Die 11 Dimensionen können 3 umfassenden inhaltlichen Bereichen zugeordnet werden. Jedem der 3 Bereiche kommt im Hinblick auf gesundheitsbezogene Aussagen eine eigenständige Bedeutung zu. Diese Bereiche sind:
- das beruflichen Engagement
- die erlebte Widerstandskraft gegenüber den beruflichen Belastungen
- den Emotionen, welche die Berufsausübung begleiten
Zudem können anhand der Antworten im AVEM folgende 4 Muster identifiziert werden:
Muster G
Dieses Muster kann als Ausdruck von Gesundheit und als Hinweis auf ein gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber der Arbeit gelten. So gesehen handelt es sich um das wünschenswerte Muster arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens.[1]
Muster S
Mit der Musterbezeichnung S soll auf Schonung hingewiesen werden, die in diesem Falle das Verhältnis gegenüber der Arbeit charakterisiert.[2]
Risikomuster A
Dieses Muster ist durch überhöhtes Engagement gekennzeichnet. Vor allem der niedrige Wert für Distanzierungsfähigkeit springt ins Auge. Hervorzuheben ist weiterhin, dass das außerordentlich starke Engagement mit verminderter Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen einhergeht.[2]
Risikomuster B
Zum Bild des Risikomusters B gehören zunächst geringe Ausprägungen in den Dimensionen des Arbeitsengagements, insbesondere in der subjektiven Bedeutsamkeit der Arbeit und im beruflichen Ehrgeiz. In dieser Hinsicht bestehen Gemeinsamkeiten mit dem Muster S.
Im Unterschied zu S ist das verminderte Engagement jedoch nicht mit erhöhter, sondern mit eingeschränkter Distanzierungsfähigkeit verbunden.[2]
Bedeutung der Ergebnisse
Zahlreiche Untersuchungen belegen die Gesundheitsrelevanz der Musterdifferenzierung. Die Vertreter der Muster unterscheiden sich in Bezug auf psychisches und körperliches Befinden, Erholungsfähigkeit, Krankentage sowie andere Verhaltensindikatoren markant. Dabei lassen sich durchweg für das Muster G die günstigsten und für die Risikomuster A und B die ungünstigsten Werte ausweisen, wobei zwischen Letzteren nochmals qualitative und quantitative Unterschiede der Beanspruchung deutlich werden.[3][4]
Mit den Ergebnissen des AVEM-Fragebogens, kann somit einer angemessenen Individualisierung von Rehabilitationsmaßnahmen beigetragen werden. Dabei stehen die personenorientierten Maßnahmen im Vordergrund. Allerdings können die Ergebnisse auch verwendet werden, um Hinweise für die bedingungsbezogene Intervention zu gewinnen.[5]
Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®
Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.
Kurzbeschreibung
Das validierte psychodiagnostische Verfahren AVEM erlaubt Aussagen über gesundheitsförderliche bzw. -gefährdende Verhaltens- und Erlebensmuster bei der Bewältigung und Auseinandersetzung mit den Anforderungen des Arbeits- und Berufslebens. Es werden Selbsteinschätzungen zum Verhalten und Erleben gegenüber der Arbeit und dem Beruf erhoben.[6]
AVEM ist ein mehrdimensionales persönlichkeitsdiagnostisches Verfahren. Es werden Selbsteinschätzungen auf 11 Dimensionen arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens erhoben:
- Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit
- Beruflicher Ehrgeiz
- Verausgabungsbereitschaft
- Perfektionsstreben
- Distanzierungsfähigkeit
- Resignationstendenz bei Misserfolg
- Offensive Problembewältigung
- Innere Ruhe und Ausgeglichenheit
- Erfolgserleben im Beruf
- Lebenszufriedenheit
- Erleben sozialer Unterstützung
Pro Dimension werden 6 Fragen gestellt, die auf einer 5-stufigen Skala von "trifft völlig zu" bis "trifft überhaupt nicht zu" beantwortet werden können. Anhand der gegebenen Antworten können vier arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern identifiziert werden: G (Gesundheit), S (Schonung), A (Risiko i. S. der Selbstüberforderung) und B (Risiko i. S. von chronischem Erschöpfungserleben und Resignation). Für jede Person wird die Ähnlichkeit ihres Profils mit diesen vier Referenzmustern ermittelt.[6]
Grenzwerte
Die vier arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster haben folgende Bedeutung[7]:
Muster G - gesundheitsförderliches Verhaltens- und Erlebensmuster:
Dieses Muster ist Ausdruck von Gesundheit und Hinweis auf ein gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber der Arbeit. Es ist durch deutliche, aber nicht exzessive Ausprägung im Arbeitsengagement bei erhaltener Distanzierungsfähigkeit in Bezug aus die Arbeitsprobleme, offensives Bewältigungsverhalten und Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen, positives Lebensgefühl ("psychische Gesundheit") gekennzeichnet. Eine Intervention unter Gesundheitsaspekt ist nicht erforderlich!
Muster S - auf Schonung (oder auch Schutz) orientiertes Verhaltens- und Erlebensmuster:
Hier charakterisiert die Schonung das Verhältnis gegenüber der Arbeit (als ein möglicher Hinweis auf ungenügende Herausforderungen und/oder berufliche Unzufriedenheit). Charakteristisch ist geringes Arbeitsengagement bei starker Distanzierung gegenüber den Arbeitsproblemen, psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und (relative) Zufriedenheit. Eine Intervention ist weniger unter Gesundheitsaspekt, eher unter Motivationsaspekt zu empfehlen!
Risikomuster A - gesundheitsgefährdendes Verhaltens- und Erlebensmuster:
Entscheidend ist hier, dass hohe Anstrengung keine Entsprechung in einem positiven Lebensgefühl findet. Charakteristisch ist überhöhtes Engagement und geringe Distanzierung in Bezug auf Arbeitsprobleme (Tendenz zur Selbstüberforderung), verminderte psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und eingeschränktes Lebensgefühl. Eine Intervention ist unter Gesundheitsaspekt erforderlich!
Risikomuster B - gesundheitsgefährdendes Verhaltens- und Erlebensmuster:
In seinem Erscheinungsbild entspricht dieses Muster den Symptomen in den letzten Stadien eines Burnout-Prozesses (auch wenn es nicht in allen Fällen mit Burnout gleichgesetzt werden kann). Geringere Ausprägungen im Arbeitsengagement (bevorzugt in der Bedeutsamkeit der Arbeit und im beruflichen Ehrgeiz), starke Resignationstendenz, permanentes Überforderungserleben, Erschöpfung, verminderte psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und deutlich eigeschränktes Lebensgefühl sind charakteristisch. Eine Intervention ist unter Gesundheitsaspekt erforderlich!
Einsatzgebiete
Das arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) ist ein mehrdimensionales persönlichkeitsdiagnostisches Verfahren, das sich insbesondere für Fragestellungen der Personalentwicklung und Arbeitsgestaltung unter Gesundheitsbezug eignet. Es ermöglicht Aussagen über gesundheitsförderliche bzw. -gefährdende Verhaltens- und Erlebensweisen bei der Bewältigung von Arbeits- und Berufsanforderungen (z. B. Risikomuster, die im Zusammenhang mit Burnout stehen). Die Ergebnisse ermöglichen außerdem die Begründung und Ableitung präventiver Maßnahmen sowie deren Erfolgskontrolle im Rahmen der beruflichen Rehabilitation. Das AVEM Verfahren kann sowohl zur Erfassung des ist-Zustandes als auch zur Verlaufskontrolle im Laufe der Therapie eingesetzt werden.[7]
Anmerkung
/
Im Fragebogen verwendete Medien
In diesem Fragebogen werden keine Medien verwendet.
Versionen
iDocLive Versionierung
Aktuell gültige Version:
v1.0.0
Versionshistorie:
-
Fragebogenfassungen
In iDocLive ist derzeit die Standardversion des AVEM-Fragebogens mit 66 inhaltlichen Fragen und 6 Items pro Dimension verfügbar. Eine Verwendung dieser Version empfiehlt sich insbesondere bei individualdiagnostischen Fragestellungen.[6]
Weitere Versionen: Die Kurzversion mit 44 Fragen, 4 Items pro Dimension, ist nicht in iDocLive verfügbar.
Umfang
Dieser Fragebogen enthält 66 Fragen. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer beträgt 12 Minuten.[6]
Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: AVEM-Fragebogen
Siehe auch
Literatur
- Heitzmann, B.; Schaarschmidt, U. & Kieschke, U. (2005). Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens bei Rehapatienten – die Leistungsmöglichkeiten des Verfahrens AVEM im Bereich der medizinischen Rehabilitation. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 70, 269-280.
- Schaarschmidt U. (2006): AVEM: Ein Instrument zur interventionsbezogenen Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens.
- Schaarschmidt, U. & Fischer A. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf. Persönlichkeitsunterschiede in der Auseinandersetzung mit den Arbeitsbelastungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Schaarschmidt U. (2006): AVEM: Ein Instrument zur interventionsbezogenen Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens. S.5
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Kieschke, U.; Schaarschmidt, U. (2003) Bewältigungsverhalten als eignungsrelevantes Merkmal bei Existenzgründern: Ergebnisse einer Längsschnittstudie. Zeitschrift für Personalpsychologie, 2 (3), 107-117.
- ↑ vgl. Kieschke, U. (2003). Arbeit, Persönlichkeit und Gesundheit. Beiträge zu einer differentiellen Psychologie beruflichen Belastungsgeschehens. Berlin: Logos.
- ↑ vgl. Schaarschmidt, U. & Fischer, A. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf. Persönlichkeitsunterschiede in der Auseinandersetzung mit den Arbeitsbelastungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- ↑ Heitzmann, B.; Schaarschmidt, U. & Kieschke, U. (2005). Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens bei Rehapatienten – die Leistungsmöglichkeiten des Verfahrens AVEM im Bereich der medizinischen Rehabilitation. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 70, 269-280.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 COPING - Psychologische Diagnostik und Personalentwicklung (2021). AVEM - Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. Online verfügbar unter: https://coping.at/index.php?ueberblick-avem
- ↑ 7,0 7,1 Kanton St.Gallen, Gesundheitsdepartement, Amt für Gesundheitsvorsorge, ZEPRA: AVEM - Arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensmuster. Online verfügbar unter: https://zepra.info/files/content/02_schule/unterlagen/stressmanagement/01_Stressmanagement_Arbeitsbezogene-Erlebens-und-Verhaltensmuster.pdf