MPSS - Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung

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Version vom 22. März 2023, 12:32 Uhr von Tanya Makarova (Diskussion | Beiträge) (Beschreibung vervollständigt.)

Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des MPSS - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.

Beschreibung

Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, Mainz Pain Staging System) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. [1]

Inhaltlicher Aufbau

Das MPSS wurde ursprünglich als Fremdbeurteilungsinstrument entwickelt. Heute gibt es aber in einigen Schmerzfragebogen auch MPSS Versionen, die als Selbstauskunftsfragebogen konzipiert sind. Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse):

  1. Die zeitlichen Aspekte des Schmerzes
  2. Die räumlichen Aspekt des Schmerzes
  3. Das Medikamenteneinnahmeverhalten
  4. Die Patientenkarriere

Dabei gibt es pro Achse jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann.

Auswertungshinweise

Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 codiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Dimensionsstadium (von 1 bis 3) zugeordnet. Die Cut-off-Werte für die vier Dimensionen können der folgenden Tabelle entnommen werden:

Bedeutung Summenwert

Zeitliche Aspekte

Summenwert

Räumliche Aspekt

Summenwert

Medikamenteneinnahmeverhalten

Summenwert

Patientenkarriere

Dimensionsstadium 1 3 1 2 4
Dimensionsstadium 2 4 - 6 2 3 - 4 5 - 8
Dimensionsstadium 3 7 - 9 3 5 - 6 9 - 12

Anschließend erfolgt eine Summenbildung über die 4 Dimensionsstadien. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Cut-off-Werte sind dabei wie folgt:

Stadium der

Schmerzchronifizierung

Wertebereich Bedeutung
Stadium I 4 ≤ X ≤ 6 wechselnd starke zeitlich begrenzte Schmerzen in einer Region, die Schmerzmitteleinnahme entspricht der Beschwerdesymptomatik, es findet kein Arztwechsel statt, höchstens eine Operation und/oder ein stationärer schmerzbedingter Krankenhausaufenthalt
Stadium II 7 ≤ X ≤ 8 Schmerzen sind anhaltend und in der Stärke mit nur geringen Schwankungen, mehrere Körperstellen tun weh, es werden vermehrt oder grenzwertig auch missbräuchlich Schmerzmittel eingenommen, zwei bis drei stationäre Aufenthalte und/oder Operationen und ein bis zwei Arztwechsel
Stadium III 9 ≤ X ≤ 12 konstante Schmerzen ohne große Intensitätsschwankungen, viele schmerzhafte Körperstellen, mehr als drei stationäre Aufenthalte, Operationen und Arztwechsel, mehrfache Entzugsbehandlungen

Bedeutung der Ergebnisse

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.[3] Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.[4]

Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®

Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.

Kurzbeschreibung

Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, Mainz Pain Staging System) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. [1]


Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet und der Chronifizierungsprozess wird anhand zeitlicher und räumlicher Aspekte der Schmerzen und verschiedener Verhaltensweisen der Patienten wie Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems (Patientenkarriere) abgebildet.[2]

Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben werden mit zehn Achsen, eine Frage pro Achse, insgesamt vier Dimensionen des Schmerzes bzw. des Patienten gemessen:

  • zeitliche Aspekte des Schmerzes
  • räumliche Aspekt des Schmerzes
  • Medikamenteneinnahmeverhalten
  • Patientenkarriere

Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen.

Grenzwerte

Die Antwortmöglichkeiten werden mit Zahlen codiert. Anschließend erfolgt eine Summenbildung. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt:

Bedeutung Wertebereich
Stadium I 4 ≤ X ≤ 6
Stadium II 7 ≤ X ≤ 8
Stadium III 9 ≤ X ≤ 12

Einsatzgebiete

Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.[4] Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.[3]

Anmerkung

/

Im Fragebogen verwendete Medien

In diesem Fragebogen werden keine Medien verwendet.

Versionen

iDocLive Versionierung

Aktuell gültige Version:

v1.0.0

Versionshistorie:

/

Fragebogenfassungen

In iDocLive ist derzeit die Standardversion des MPSS - Fragebogens mit 10 inhaltlichen Fragen verfügbar.

Weitere Versionen:

/

Umfang

Dieser Fragebogen enthält 10 Fragen (Single Choice). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 3-5 Minuten.

Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: MPSS - Fragebogen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Pioch, E. (2005). Schmerzdokumentation in der Praxis. Klassifikation, Stadieneinteilung, Schmerzfragebögen. Springer Verlag, Heidelberg. S. 6, 30, 38 - 44.
  2. 2,0 2,1 2,2 Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36
  3. 3,0 3,1 Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG
  4. 4,0 4,1 Kniebacher, G. (2016). Multimodale orthopädische Schmerztherapie: erste prospektive Daten. Klinikum Theresienhof – Krankenhaus für Orthopädie und orthopädische Rehabilitation, Frohnleiten. https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/multimodale-orthopaedische-schmerztherapie-erste-prospektive-daten-2096806