MPSS - Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung: Unterschied zwischen den Versionen

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===Auswertungshinweise===
===Auswertungshinweise===
Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 codiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Dimensionsstadium (von 1 bis 3) zugeordnet. Die Cut-off-Werte für die vier Dimensionen können der folgenden Tabelle entnommen werden:
Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 kodiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Dimensionsstadium (von 1 bis 3) zugeordnet. Die Cut-off-Werte für die vier Dimensionen können der folgenden Tabelle entnommen werden:
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|9 - 12
|9 - 12
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Anschließend erfolgt eine Summenbildung über die 4 Dimensionsstadien. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Cut-off-Werte sind dabei wie folgt:
Anschließend erfolgt eine Summenbildung über die 4 Dimensionsstadien. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Cut-off-Werte sind dabei wie folgt definiert:
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
!Stadium der
!Stadium der
Schmerzchronifizierung
Schmerzchronifizierung
!Wertebereich
!Wertebereich
!Bedeutung
|-
|-
|Stadium I
|Stadium I
|4 ≤ X ≤ 6
|4 ≤ X ≤ 6
|wechselnd starke zeitlich begrenzte Schmerzen in einer Region, die Schmerzmitteleinnahme entspricht der Beschwerdesymptomatik, es findet kein Arztwechsel statt, höchstens eine Operation und/oder ein stationärer schmerzbedingter Krankenhausaufenthalt
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|-
|Stadium II
|Stadium II
|7 ≤ X ≤ 8
|7 ≤ X ≤ 8
|Schmerzen sind anhaltend und in der Stärke mit nur geringen Schwankungen, mehrere Körperstellen tun weh, es werden vermehrt oder grenzwertig auch missbräuchlich Schmerzmittel eingenommen, zwei bis drei stationäre Aufenthalte und/oder Operationen und ein bis zwei Arztwechsel
|-
|-
|Stadium III
|Stadium III
|9 ≤ X ≤ 12
|9 ≤ X ≤ 12
|konstante Schmerzen ohne große Intensitätsschwankungen, viele schmerzhafte Körperstellen, mehr als drei stationäre Aufenthalte, Operationen und Arztwechsel, mehrfache Entzugsbehandlungen
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===Bedeutung der Ergebnisse===
===Bedeutung der Ergebnisse===
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Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.
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===Kurzbeschreibung===
===Kurzbeschreibung===
Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, '''M'''ainz '''P'''ain '''S'''taging '''S'''ystem) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. <ref name=":1" />  
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie haben gezeigt, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":0" />  Das Mainzer Stadienmodells der Schmerzchronifizierung nach Prof. H. U. Gerbershagen (MPSS, '''M'''ainz '''P'''ain '''S'''taging '''S'''ystem) stellt eine Systematik dar, mit der der Chronifizierungsprozess einer Schmerzerkrankung beschrieben werden und chronische Schmerzen erfasst und klassifiziert werden können.<ref name=":1" />


Das MPSS ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet. In die Beurteilung des Chronifizierungsprozesses werden sowohl schmerzbezogene Aspekte (zeitlicher und räumlicher) als auch verhaltensbezogene Aspekte (Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems) der Schmerzkrankheit einbezogen.<ref name=":0" /><ref name=":1" />


Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet und der Chronifizierungsprozess wird anhand zeitlicher und räumlicher Aspekte der Schmerzen und verschiedener Verhaltensweisen der Patienten wie Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems (Patientenkarriere) abgebildet.<ref name=":0" />  
Das MPSS teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. <ref name=":1" />  


Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben werden mit zehn Achsen, eine Frage pro Achse, insgesamt vier Dimensionen des Schmerzes bzw. des Patienten gemessen:  
Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse):
 
* ''zeitliche Aspekte des Schmerzes'' (wie oft und wie lange treten Schmerzen auf, Intensitätswechsel),
* zeitliche Aspekte des Schmerzes
* ''räumliche Aspekt des Schmerzes'' (wie viele Körperstellen tun weh),
* räumliche Aspekt des Schmerzes
* ''Medikamenteneinnahmeverhalten'' (welche Medikamente wurden in welcher Dosierung und wie lange eingenommen, gegebenenfalls Entzugsbehandlungen) und
* Medikamenteneinnahmeverhalten
* ''Patientenkarriere'' (stationäre Krankenhausbehandlung wegen Schmerzen, Operationen und Rehaverfahren, Arztwechsel).
* Patientenkarriere
Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen.
Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen.


===Grenzwerte===
===Grenzwerte===
Die Antwortmöglichkeiten werden mit Zahlen codiert. Anschließend erfolgt eine Summenbildung. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt:
Pro Achse gibt es jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann. Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 kodiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Subscore (Dimensionsstadium 1 bis 3) zugeordnet (siehe Tabelle).
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
!Subscore
!Summenwert
Zeitliche Aspekte
!Summenwert
Räumliche Aspekt
!Summenwert
Medikamenteneinnahmeverhalten
!Summenwert
Patientenkarriere
|-
|Dimensionsstadium 1
|3
|1
|2
|4
|-
|Dimensionsstadium 2
|4 - 6
|2
|3 - 4
|5 - 8
|-
|Dimensionsstadium 3
|7 - 9
|3
|5 - 6
|9 - 12
|}
Die anschließende Summenbildung über die vier Subscores ergibt den Stadien der Schmerzchronifizierung. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt definiert:
{| class="wikitable"
!Stadium der
Schmerzchronifizierung
!Wertebereich
!Bedeutung
!Bedeutung
!Wertebereich
|-
|-
|Stadium I
|Stadium I
|4 ≤ X ≤ 6
|4 ≤ X ≤ 6
|wechselnd starke zeitlich begrenzte Schmerzen in einer Region, die Schmerzmitteleinnahme entspricht der Beschwerdesymptomatik, es findet kein Arztwechsel statt, höchstens eine Operation und/oder ein stationärer schmerzbedingter Krankenhausaufenthalt
|-
|-
|Stadium II
|Stadium II
|7 ≤ X ≤ 8
|7 ≤ X ≤ 8
|Schmerzen sind anhaltend und in der Stärke mit nur geringen Schwankungen, mehrere Körperstellen tun weh, es werden vermehrt oder grenzwertig auch missbräuchlich Schmerzmittel eingenommen, zwei bis drei stationäre Aufenthalte und/oder Operationen und ein bis zwei Arztwechsel
|-
|-
|Stadium III
|Stadium III
|9 ≤ X ≤ 12
|9 ≤ X ≤ 12
|konstante Schmerzen ohne große Intensitätsschwankungen, viele schmerzhafte Körperstellen, mehr als drei stationäre Aufenthalte, Operationen und Arztwechsel, mehrfache Entzugsbehandlungen
|}
|}
===Einsatzgebiete===
===Einsatzgebiete===
Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.<ref name=":3" /> Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.
Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.<ref name=":3" /> Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.

Version vom 22. März 2023, 13:20 Uhr

Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des MPSS - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.

Beschreibung

Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, Mainz Pain Staging System) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. [1]

Inhaltlicher Aufbau

Das MPSS wurde ursprünglich als Fremdbeurteilungsinstrument entwickelt. Heute gibt es aber in einigen Schmerzfragebogen auch MPSS Versionen, die als Selbstauskunftsfragebogen konzipiert sind. Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse):

  1. Die zeitlichen Aspekte des Schmerzes
  2. Die räumlichen Aspekt des Schmerzes
  3. Das Medikamenteneinnahmeverhalten
  4. Die Patientenkarriere

Dabei gibt es pro Achse jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann.

Auswertungshinweise

Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 kodiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Dimensionsstadium (von 1 bis 3) zugeordnet. Die Cut-off-Werte für die vier Dimensionen können der folgenden Tabelle entnommen werden:

Bedeutung Summenwert

Zeitliche Aspekte

Summenwert

Räumliche Aspekt

Summenwert

Medikamenteneinnahmeverhalten

Summenwert

Patientenkarriere

Dimensionsstadium 1 3 1 2 4
Dimensionsstadium 2 4 - 6 2 3 - 4 5 - 8
Dimensionsstadium 3 7 - 9 3 5 - 6 9 - 12

Anschließend erfolgt eine Summenbildung über die 4 Dimensionsstadien. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Cut-off-Werte sind dabei wie folgt definiert:

Stadium der

Schmerzchronifizierung

Wertebereich
Stadium I 4 ≤ X ≤ 6
Stadium II 7 ≤ X ≤ 8
Stadium III 9 ≤ X ≤ 12

Bedeutung der Ergebnisse

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.[3] Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.[4]

Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®

Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.

Kurzbeschreibung

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie haben gezeigt, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Das Mainzer Stadienmodells der Schmerzchronifizierung nach Prof. H. U. Gerbershagen (MPSS, Mainz Pain Staging System) stellt eine Systematik dar, mit der der Chronifizierungsprozess einer Schmerzerkrankung beschrieben werden und chronische Schmerzen erfasst und klassifiziert werden können.[1]

Das MPSS ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet. In die Beurteilung des Chronifizierungsprozesses werden sowohl schmerzbezogene Aspekte (zeitlicher und räumlicher) als auch verhaltensbezogene Aspekte (Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems) der Schmerzkrankheit einbezogen.[2][1]

Das MPSS teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. [1]

Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse):

  • zeitliche Aspekte des Schmerzes (wie oft und wie lange treten Schmerzen auf, Intensitätswechsel),
  • räumliche Aspekt des Schmerzes (wie viele Körperstellen tun weh),
  • Medikamenteneinnahmeverhalten (welche Medikamente wurden in welcher Dosierung und wie lange eingenommen, gegebenenfalls Entzugsbehandlungen) und
  • Patientenkarriere (stationäre Krankenhausbehandlung wegen Schmerzen, Operationen und Rehaverfahren, Arztwechsel).

Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen.

Grenzwerte

Pro Achse gibt es jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann. Die Antwortmöglichkeiten für alle Achsen werden mit Zahlen von 1 bis 3 kodiert. Pro Dimension wird ein Summenwert aus den Werten der einzelnen Achsen gebildet. Je nach Summenwert wird pro Dimension ein Subscore (Dimensionsstadium 1 bis 3) zugeordnet (siehe Tabelle).

Subscore Summenwert

Zeitliche Aspekte

Summenwert

Räumliche Aspekt

Summenwert

Medikamenteneinnahmeverhalten

Summenwert

Patientenkarriere

Dimensionsstadium 1 3 1 2 4
Dimensionsstadium 2 4 - 6 2 3 - 4 5 - 8
Dimensionsstadium 3 7 - 9 3 5 - 6 9 - 12

Die anschließende Summenbildung über die vier Subscores ergibt den Stadien der Schmerzchronifizierung. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt definiert:

Stadium der

Schmerzchronifizierung

Wertebereich Bedeutung
Stadium I 4 ≤ X ≤ 6 wechselnd starke zeitlich begrenzte Schmerzen in einer Region, die Schmerzmitteleinnahme entspricht der Beschwerdesymptomatik, es findet kein Arztwechsel statt, höchstens eine Operation und/oder ein stationärer schmerzbedingter Krankenhausaufenthalt
Stadium II 7 ≤ X ≤ 8 Schmerzen sind anhaltend und in der Stärke mit nur geringen Schwankungen, mehrere Körperstellen tun weh, es werden vermehrt oder grenzwertig auch missbräuchlich Schmerzmittel eingenommen, zwei bis drei stationäre Aufenthalte und/oder Operationen und ein bis zwei Arztwechsel
Stadium III 9 ≤ X ≤ 12 konstante Schmerzen ohne große Intensitätsschwankungen, viele schmerzhafte Körperstellen, mehr als drei stationäre Aufenthalte, Operationen und Arztwechsel, mehrfache Entzugsbehandlungen

Einsatzgebiete

Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.[4] Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.[3]

Anmerkung

/

Im Fragebogen verwendete Medien

In diesem Fragebogen werden keine Medien verwendet.

Versionen

iDocLive Versionierung

Aktuell gültige Version:

v1.0.0

Versionshistorie:

/

Fragebogenfassungen

In iDocLive ist derzeit die Standardversion des MPSS - Fragebogens mit 10 inhaltlichen Fragen verfügbar.

Weitere Versionen:

/

Umfang

Dieser Fragebogen enthält 10 Fragen (Single Choice). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 3-5 Minuten.

Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: MPSS - Fragebogen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Pioch, E. (2005). Schmerzdokumentation in der Praxis. Klassifikation, Stadieneinteilung, Schmerzfragebögen. Springer Verlag, Heidelberg. S. 6, 30, 38 - 44.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36
  3. 3,0 3,1 Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG
  4. 4,0 4,1 Kniebacher, G. (2016). Multimodale orthopädische Schmerztherapie: erste prospektive Daten. Klinikum Theresienhof – Krankenhaus für Orthopädie und orthopädische Rehabilitation, Frohnleiten. https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/multimodale-orthopaedische-schmerztherapie-erste-prospektive-daten-2096806