MPSS - Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung: Unterschied zwischen den Versionen
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Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, '''M'''ainz '''P'''ain '''S'''taging '''S'''ystem) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. <ref>Pioch, E. (2005). Schmerzdokumentation in der Praxis. Klassifikation, Stadieneinteilung, Schmerzfragebögen. Springer Verlag, Heidelberg. S. 6, 30, 38 - 44. </ref> | |||
Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet und der Chronifizierungsprozess wird anhand zeitlicher und räumlicher Aspekte der Schmerzen und verschiedener Verhaltensweisen der Patienten wie Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems (Patientenkarriere) abgebildet.<ref name=":0">Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36</ref> | |||
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Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben | Das MPSS wurde ursprünglich als Fremdbeurteilungsinstrument entwickelt. Heute gibt es aber in einigen Schmerzfragebogen auch MPSS Versionen, die als Selbstauskunftsfragebogen konzipiert sind. Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse): | ||
# Die zeitlichen Aspekte des Schmerzes | |||
# Die räumliche Aspekt des Schmerzes | |||
# Das Medikamenteneinnahmeverhalten | |||
# Die Patientenkarriere | |||
Dabei gibt es pro Achse jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann. | Dabei gibt es pro Achse jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann. | ||
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===Bedeutung der Ergebnisse=== | ===Bedeutung der Ergebnisse=== | ||
Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht. | Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.<ref>Kniebacher, G. (2016). Multimodale orthopädische Schmerztherapie: erste prospektive Daten. Klinikum Theresienhof – Krankenhaus für Orthopädie und orthopädische Rehabilitation, Frohnleiten. https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/multimodale-orthopaedische-schmerztherapie-erste-prospektive-daten-2096806</ref> Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht. | ||
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":0" /> Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.<ref>Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG</ref> | Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":0" /> Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.<ref>Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG</ref> | ||
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* Medikamenteneinnahmeverhalten | * Medikamenteneinnahmeverhalten | ||
* Patientenkarriere | * Patientenkarriere | ||
Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen. | |||
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Version vom 22. März 2023, 11:28 Uhr
Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des MPSS - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.
Beschreibung
Das MPSS (Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen, Mainz Pain Staging System) ist eine der am meisten genutzten Schmerzschronifizierungssystematiken im klinischen Bereich in Deutschland. Es teilt Schmerzpatienten in einen von drei Stadien (I bis III) der Schmerzchronifizierung ein und wurde auf Grundlage eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells entwickelt. Obwohl eine psychologische Achse fehlt, zeigt das MPSS eine sehr gute prognostische Relevanz und die Validität wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Diese Einteilung nach Chronifizierungsstadien ist eine im klinische Alltag häufig verwendete Methode, weil sie einfach zu handhaben, übersichtlich und im Vergleich zu ihrer einfachen Konstruktion erstaunlich aussagekräftig ist. [1]
Der Schmerz wird dabei als dynamischer, mehrdimensionaler Prozess betrachtet und der Chronifizierungsprozess wird anhand zeitlicher und räumlicher Aspekte der Schmerzen und verschiedener Verhaltensweisen der Patienten wie Medikamenteneinnahmeverhalten und die Beanspruchung des Gesundheitssystems (Patientenkarriere) abgebildet.[2]
Inhaltlicher Aufbau
Das MPSS wurde ursprünglich als Fremdbeurteilungsinstrument entwickelt. Heute gibt es aber in einigen Schmerzfragebogen auch MPSS Versionen, die als Selbstauskunftsfragebogen konzipiert sind. Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben erfasst das MPSS vier Dimensionen mit insgesamt zehn Achsen (mit einer Frage pro Achse):
- Die zeitlichen Aspekte des Schmerzes
- Die räumliche Aspekt des Schmerzes
- Das Medikamenteneinnahmeverhalten
- Die Patientenkarriere
Dabei gibt es pro Achse jeweils drei Antwortmöglichkeiten, von denen eine ausgewählt werden kann.
Auswertungshinweise
Die Antwortmöglichkeiten werden mit Zahlen codiert. Anschließend erfolgt eine Summenbildung. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt:
Bedeutung | Wertebereich |
---|---|
Stadium I | 4 ≤ X ≤ 6 |
Stadium II | 7 ≤ X ≤ 8 |
Stadium III | 9 ≤ X ≤ 12 |
Bedeutung der Ergebnisse
Das MPSS ist ein valides und reliables Messinstrument, das zur Qualitätssicherung in der Schmerztherapie eingesetzt wird und die Effektivität von Therapieverfahren beurteilen kann.[3] Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[2] Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.[4]
Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®
Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.
Kurzbeschreibung
Um das Stadium der Schmerzchronifizierung zu erheben werden mit zehn Achsen, eine Frage pro Achse, insgesamt vier Dimensionen des Schmerzes bzw. des Patienten gemessen:
- zeitliche Aspekte des Schmerzes
- räumliche Aspekt des Schmerzes
- Medikamenteneinnahmeverhalten
- Patientenkarriere
Eine psychologische Achse wurde lange diskutier, aber aus methodischen Gründen nicht aufgenommen.
Grenzwerte
Die Antwortmöglichkeiten werden mit Zahlen codiert. Anschließend erfolgt eine Summenbildung. Je nach Summenwert können unterschiedliche Stadien der Schmerzchronifizierung angenommen werden. Die Grenzwerte sind dabei wie folgt:
Bedeutung | Wertebereich |
---|---|
Stadium I | 4 ≤ X ≤ 6 |
Stadium II | 7 ≤ X ≤ 8 |
Stadium III | 9 ≤ X ≤ 12 |
Einsatzgebiete
Das MPSS gibt einen guten Überblick über die zu erwartenden therapeutischen Erfolge und rückt ein Behandlungsergebnis so in ein der Schmerzchronifizierung entsprechendes Licht.
Mit der Stadienzuordnung hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung des Patienten darstellt.
Anmerkung
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Im Fragebogen verwendete Medien
In diesem Fragebogen werden keine Medien verwendet.
Versionen
iDocLive Versionierung
Aktuell gültige Version:
v1.0.0
Versionshistorie:
/
Fragebogenfassungen
In iDocLive ist derzeit die Standardversion des MPSS - Fragebogens mit 10 inhaltlichen Fragen verfügbar.
Weitere Versionen:
/
Umfang
Dieser Fragebogen enthält 10 Fragen (Single Choice). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 3-5 Minuten.
Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: MPSS - Fragebogen
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pioch, E. (2005). Schmerzdokumentation in der Praxis. Klassifikation, Stadieneinteilung, Schmerzfragebögen. Springer Verlag, Heidelberg. S. 6, 30, 38 - 44.
- ↑ 2,0 2,1 Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36
- ↑ Kniebacher, G. (2016). Multimodale orthopädische Schmerztherapie: erste prospektive Daten. Klinikum Theresienhof – Krankenhaus für Orthopädie und orthopädische Rehabilitation, Frohnleiten. https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/multimodale-orthopaedische-schmerztherapie-erste-prospektive-daten-2096806
- ↑ Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG