HKF-R 10 - Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz: Unterschied zwischen den Versionen
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Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0">Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.</ref> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. | Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0">Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.</ref> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).<ref name=":1">Neubauer E, Junge A, Pirron P, Seemann H, Schiltenwolf M. HKF-R 10 - screening for predicting chronicity in acute low back pain (LBP): a prospective clinical trial. Eur J Pain. 2006 Aug;10(6):559-66. doi: 10.1016/j.ejpain.2005.08.002. Epub 2005 Oct 3. PMID: 16202634.</ref> Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E). | ||
===Inhaltlicher Aufbau=== | ===Inhaltlicher Aufbau=== | ||
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. | Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist. | ||
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Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2">Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36</ref> | Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2">Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36</ref> Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.<ref name=":3">Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG</ref> Allerdings ermöglicht der HKR-F 10 keine direkte Therapieempfehlung. | ||
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===Kurzbeschreibung=== | ===Kurzbeschreibung=== | ||
Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.<ref>Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. <nowiki>https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775</nowiki></ref> Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. | Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.<ref>Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. <nowiki>https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775</nowiki></ref> Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen liegt der diagnostische Fokus oft auf Hinweisen auf mögliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen, den sogenannten "red flags". Demgegenüber finden psychosoziale Risikofaktoren der Chronifizierung, sog. „yellow flags“, trotz ihrer Häufigkeit und prognostischen Bedeutung in der deutschen Versorgungspraxis nur vergleichsweise wenig Beachtung, weil sie sehr umfangreich und zeitaufwendig sind.<ref>Schmidt, C., Lindena, G., Pfingsten, M., Kohlmann, T., & Chenot, J. (2014). Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten MIT Rückenschmerzen. Der Schmerz, 28 (4), 365-373. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00482-014-1431-5</nowiki></ref> Ein Fokus auf diese Aspekte im Gesundheitswesen könnte dazu beitragen, Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren, da das Risiko einer Chronifizierung früher erkannt wird. Screeninginstrumente bieten die Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen des Gesundheitswesens relevante psychosoziale Risikofaktoren zu berücksichtigen.<ref>Schmidt, C. O., Kohlmann, T., Pfingsten, M., Lindena, G., Marnitz, U., Pfeifer, K., & Chenot, J. F. (2016). Construct and predictive validity of the German Örebro questionnaire short form for psychosocial risk factor screening of patients with low back pain. European Spine Journal, 25 (1), 325-332. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00586-015-4196-3</nowiki></ref> Ein solches Instrument ist der Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz. | ||
Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0" /> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. | Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0" /> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).<ref name=":1" /> Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E). | ||
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. | Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist. | ||
Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden: | Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden: | ||
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Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es | Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es äußerst wichtig, die Chronifizierung der Patienten zu vermeiden.<ref name=":1" /> Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen zudem, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2" /> Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.<ref name=":3" /> Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich, ebenso wenig wie eine Messung des Therapieerfolgs. Für eine Anwendung bei subakuten oder chronischen Schmerzen ist das Tool auch nicht gedacht. | ||
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Aktuelle Version vom 24. April 2024, 15:41 Uhr
Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des HKF-R 10 - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.
Beschreibung
Der HKF-R 10 (Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz 10 Fragen) ist ein validierter[1] deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).[2] Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).
Inhaltlicher Aufbau
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.
Auswertungshinweise
Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:
Heidelbergerkurzfragebogen_Rueckenschmerz.pdf
Je nach errechnetem Score werden die Patienten einem von 5 Falltypen zugeordnet. Folgende Cut-off-Werte wurden für das errechnete Score definiert:
Falltyp | HKF-R 10 Score | Bedeutung |
---|---|---|
Typ A | Score ≤ 2,5 | Der Patient chronifiziert höchstwahrscheinlich nicht |
Typ B | 2,5 < Score ≤ 8 | Der Patient chronifiziert zu 70 % nicht |
Typ C | 8 < Score < 28 | Keine Aussage über den Patient möglich |
Typ D | 28 ≤ Score < 37 | Patient chronifiziert zu 70% |
Typ E | 37 ≤ Score | Patient chronifiziert höchstwahscheinlich |
Bedeutung der Ergebnisse
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[3] Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.[4] Allerdings ermöglicht der HKR-F 10 keine direkte Therapieempfehlung.
Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®
Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.
Kurzbeschreibung
Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.[5] Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen liegt der diagnostische Fokus oft auf Hinweisen auf mögliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen, den sogenannten "red flags". Demgegenüber finden psychosoziale Risikofaktoren der Chronifizierung, sog. „yellow flags“, trotz ihrer Häufigkeit und prognostischen Bedeutung in der deutschen Versorgungspraxis nur vergleichsweise wenig Beachtung, weil sie sehr umfangreich und zeitaufwendig sind.[6] Ein Fokus auf diese Aspekte im Gesundheitswesen könnte dazu beitragen, Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren, da das Risiko einer Chronifizierung früher erkannt wird. Screeninginstrumente bieten die Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen des Gesundheitswesens relevante psychosoziale Risikofaktoren zu berücksichtigen.[7] Ein solches Instrument ist der Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz.
Der HKF-R 10 (Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz 10 Fragen) ist ein validierter[1] deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).[2] Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.
Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:
Heidelbergerkurzfragebogen_Rueckenschmerz.pdf
Grenzwerte
Je nach errechnetem Score werden die Patienten einem von 5 Falltypen zugeordnet. Folgende Cut-off-Werte wurden für das errechnete Score definiert:
Falltyp | HKF-R 10 Score | Bedeutung |
---|---|---|
Typ A | Score ≤ 2,5 | Der Patient chronifiziert höchstwahrscheinlich nicht |
Typ B | 2,5 < Score ≤ 8 | Der Patient chronifiziert zu 70 % nicht |
Typ C | 8 < Score < 28 | Keine Aussage über den Patient möglich |
Typ D | 28 ≤ Score < 37 | Patient chronifiziert zu 70% |
Typ E | 37 ≤ Score | Patient chronifiziert höchstwahscheinlich |
Einsatzgebiete
Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es äußerst wichtig, die Chronifizierung der Patienten zu vermeiden.[2] Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen zudem, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[3] Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.[4] Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich, ebenso wenig wie eine Messung des Therapieerfolgs. Für eine Anwendung bei subakuten oder chronischen Schmerzen ist das Tool auch nicht gedacht.
Anmerkung
Im Fragebogen verwendete Medien
Versionen
iDocLive Versionierung
Aktuell gültige Version
v1.0.0
Versionshistorie
/
Fragebogenfassungen
In iDocLive ist derzeit die deutsche Standardversion Heidelberger Kurzfragebogens Rückenschmerz mit 27 Items (10 Fragen mit dazugehörigen Unterfragen) verfügbar.
Weitere Versionen: /
Umfang
Der Fragebogen enthält 27 Items (24 Single Choice, 3 VAS 100). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 5 Minuten.
Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz
Siehe auch
Literatur
Weblinks
- https://idw-online.de/de/news137392
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schmerz-Chronifizierung-laesst-sich-vorhersagen-379123.html
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Neubauer E, Junge A, Pirron P, Seemann H, Schiltenwolf M. HKF-R 10 - screening for predicting chronicity in acute low back pain (LBP): a prospective clinical trial. Eur J Pain. 2006 Aug;10(6):559-66. doi: 10.1016/j.ejpain.2005.08.002. Epub 2005 Oct 3. PMID: 16202634.
- ↑ 3,0 3,1 Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36
- ↑ 4,0 4,1 Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG
- ↑ Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775
- ↑ Schmidt, C., Lindena, G., Pfingsten, M., Kohlmann, T., & Chenot, J. (2014). Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten MIT Rückenschmerzen. Der Schmerz, 28 (4), 365-373. https://doi.org/10.1007/s00482-014-1431-5
- ↑ Schmidt, C. O., Kohlmann, T., Pfingsten, M., Lindena, G., Marnitz, U., Pfeifer, K., & Chenot, J. F. (2016). Construct and predictive validity of the German Örebro questionnaire short form for psychosocial risk factor screening of patients with low back pain. European Spine Journal, 25 (1), 325-332. https://doi.org/10.1007/s00586-015-4196-3