HKF-R 10 - Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz: Unterschied zwischen den Versionen

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==Beschreibung==
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Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0">Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.</ref> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Das Hauptziel dieses Fragebogens ist es, bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten) eine Einschätzung des Chronifizierungsrisikos vorzunehmen.<ref name=":1">Neubauer E, Junge A, Pirron P, Seemann H, Schiltenwolf M. HKF-R 10 - screening for predicting chronicity in acute low back pain (LBP): a prospective clinical trial. Eur J Pain. 2006 Aug;10(6):559-66. doi: 10.1016/j.ejpain.2005.08.002. Epub 2005 Oct 3. PMID: 16202634.</ref>  Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).
Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0">Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.</ref> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).<ref name=":1">Neubauer E, Junge A, Pirron P, Seemann H, Schiltenwolf M. HKF-R 10 - screening for predicting chronicity in acute low back pain (LBP): a prospective clinical trial. Eur J Pain. 2006 Aug;10(6):559-66. doi: 10.1016/j.ejpain.2005.08.002. Epub 2005 Oct 3. PMID: 16202634.</ref>  Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).


===Inhaltlicher Aufbau===
===Inhaltlicher Aufbau===
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Später wurde auf Wunsch von Schmerzmedizinern eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Einen prädiktiven Wert hat diese Frage jedoch nicht. Zwei Fragen bestehen allerdings aus Unterfragen, weshalb sich der Umfang des Fragebogens auf 27 Items beläuft.   
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.   


===Auswertungshinweise===
===Auswertungshinweise===
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===Bedeutung der Ergebnisse===
===Bedeutung der Ergebnisse===
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2">Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36</ref> Darüber hinaus sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Mit der Zuordnung zu einem der 5 Falltypen hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung für den Patienten darstellt.<ref name=":3">Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG</ref> Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich.
Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2">Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36</ref> Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.<ref name=":3">Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG</ref> Allerdings ermöglicht der HKR-F 10 keine direkte Therapieempfehlung.


==Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®==
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===Kurzbeschreibung===
===Kurzbeschreibung===
Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.<ref>Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. <nowiki>https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775</nowiki></ref> Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Bei der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen liegt der diagnostische Fokus oft auf Hinweisen auf mögliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen, den sogenannten "red flags". Demgegenüber finden psychosoziale Risikofaktoren der Chronifizierung, sog. „yellow flags“, trotz ihrer Häufigkeit und prognostischen Bedeutung, in der deutschen Versorgungspraxis nur vergleichsweise wenig Beachtung, weil sie sehr umfangreich und zeitaufwendig sind.<ref>Schmidt, C., Lindena, G., Pfingsten, M., Kohlmann, T., & Chenot, J. (2014). Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten MIT Rückenschmerzen. Der Schmerz, 28 (4), 365-373. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00482-014-1431-5</nowiki></ref> Sich auf diese Aspekte im Gesundheitswesen zu fokussieren, könnte dazu beitragen, Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren, da das Risiko einer Chronifizierung früher erkannt wird. Screeninginstrumente bieten die Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen des Gesundheitswesens, relevante psychosoziale Risikofaktoren zu berücksichtigen.<ref>Schmidt, C. O., Kohlmann, T., Pfingsten, M., Lindena, G., Marnitz, U., Pfeifer, K., & Chenot, J. F. (2016). Construct and predictive validity of the German Örebro questionnaire short form for psychosocial risk factor screening of patients with low back pain. European Spine Journal, 25 (1), 325-332. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00586-015-4196-3</nowiki></ref> Ein solches Instrument ist der Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz.
Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.<ref>Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. <nowiki>https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775</nowiki></ref> Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen liegt der diagnostische Fokus oft auf Hinweisen auf mögliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen, den sogenannten "red flags". Demgegenüber finden psychosoziale Risikofaktoren der Chronifizierung, sog. „yellow flags“, trotz ihrer Häufigkeit und prognostischen Bedeutung in der deutschen Versorgungspraxis nur vergleichsweise wenig Beachtung, weil sie sehr umfangreich und zeitaufwendig sind.<ref>Schmidt, C., Lindena, G., Pfingsten, M., Kohlmann, T., & Chenot, J. (2014). Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten MIT Rückenschmerzen. Der Schmerz, 28 (4), 365-373. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00482-014-1431-5</nowiki></ref> Ein Fokus auf diese Aspekte im Gesundheitswesen könnte dazu beitragen, Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren, da das Risiko einer Chronifizierung früher erkannt wird. Screeninginstrumente bieten die Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen des Gesundheitswesens relevante psychosoziale Risikofaktoren zu berücksichtigen.<ref>Schmidt, C. O., Kohlmann, T., Pfingsten, M., Lindena, G., Marnitz, U., Pfeifer, K., & Chenot, J. F. (2016). Construct and predictive validity of the German Örebro questionnaire short form for psychosocial risk factor screening of patients with low back pain. European Spine Journal, 25 (1), 325-332. <nowiki>https://doi.org/10.1007/s00586-015-4196-3</nowiki></ref> Ein solches Instrument ist der Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz.


Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0" /> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Das Hauptziel dieses Fragebogens ist es, bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten) eine Einschätzung des Chronifizierungsrisikos vorzunehmen.<ref name=":1" />  Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).
Der HKF-R 10 ('''H'''eidelberger '''K'''urz'''f'''ragebogen '''R'''ückenschmerz '''10''' Fragen) ist ein validierter<ref name=":0" /> deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).<ref name=":1" />  Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).


Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Später wurde auf Wunsch von Schmerzmedizinern eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Einen prädiktiven Wert hat diese Frage jedoch nicht. Zwei Fragen bestehen allerdings aus Unterfragen, weshalb sich der Umfang des Fragebogens auf 27 Items beläuft.
Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.


Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:
Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:
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===Einsatzgebiete===
===Einsatzgebiete===
Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es sehr wichtig, die Chronifizierung der Patienten zu vermeiden.<ref name=":1" /> Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen zudem, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2" /> Darüber hinaus sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Mit der Zuordnung zu einem der 5 Falltypen hat der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das eine wichtige Entscheidungshilfe in der Therapieplanung für den Patienten darstellt.<ref name=":3" /> Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich, ebenso wenig wie eine Messung des Therapieerfolgs. Für eine Anwendung bei subakuten oder chronischen Schmerzen ist das Tool auch nicht gedacht.
Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es äußerst wichtig, die Chronifizierung der Patienten zu vermeiden.<ref name=":1" /> Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen zudem, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.<ref name=":2" /> Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.<ref name=":3" /> Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich, ebenso wenig wie eine Messung des Therapieerfolgs. Für eine Anwendung bei subakuten oder chronischen Schmerzen ist das Tool auch nicht gedacht.


===Anmerkung===
===Anmerkung===
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* https://idw-online.de/de/news137392
* https://idw-online.de/de/news137392
* https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schmerz-Chronifizierung-laesst-sich-vorhersagen-379123.html


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Fragebogen]]
[[Kategorie:Fragebogen]]
[[Kategorie:Aktive Fragebogen]]

Aktuelle Version vom 24. April 2024, 15:41 Uhr

Hier finden Sie Informationen zum inhaltlichen Aufbau des HKF-R 10 - Fragebogens und zur Bedeutung der damit gewonnenen Ergebnisse. Darüber hinaus können Sie den Umfang, sowie die in iDocLive verfügbaren Versionen einsehen.

Beschreibung

Der HKF-R 10 (Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz 10 Fragen) ist ein validierter[1] deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).[2] Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).

Inhaltlicher Aufbau

Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.

Auswertungshinweise

Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:

Heidelbergerkurzfragebogen_Rueckenschmerz.pdf

Je nach errechnetem Score werden die Patienten einem von 5 Falltypen zugeordnet. Folgende Cut-off-Werte wurden für das errechnete Score definiert:

Falltyp HKF-R 10 Score Bedeutung
Typ A Score ≤ 2,5 Der Patient chronifiziert höchstwahrscheinlich nicht
Typ B 2,5 < Score ≤ 8 Der Patient chronifiziert zu 70 % nicht
Typ C 8 < Score < 28 Keine Aussage über den Patient möglich
Typ D 28 ≤ Score < 37 Patient chronifiziert zu 70%
Typ E 37 ≤ Score Patient chronifiziert höchstwahscheinlich

Bedeutung der Ergebnisse

Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[3] Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.[4] Allerdings ermöglicht der HKR-F 10 keine direkte Therapieempfehlung.

Komponenten des Zeitpunktberichts in iDocLive®

Nachfolgend können Sie die Komponenten der in iDocLive erstellten Zeitpunktberichte einsehen. Diese Darstellung richtet sich insbesondere an Behandelnde.

Kurzbeschreibung

Ungefähr 10 % der Patienten mit akuten Rückenschmerzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine langfristige Arbeitsunfähigkeit.[5] Daher sollte den Risikofaktoren für eine Chronifizierung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen liegt der diagnostische Fokus oft auf Hinweisen auf mögliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen, den sogenannten "red flags". Demgegenüber finden psychosoziale Risikofaktoren der Chronifizierung, sog. „yellow flags“, trotz ihrer Häufigkeit und prognostischen Bedeutung in der deutschen Versorgungspraxis nur vergleichsweise wenig Beachtung, weil sie sehr umfangreich und zeitaufwendig sind.[6] Ein Fokus auf diese Aspekte im Gesundheitswesen könnte dazu beitragen, Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren, da das Risiko einer Chronifizierung früher erkannt wird. Screeninginstrumente bieten die Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen des Gesundheitswesens relevante psychosoziale Risikofaktoren zu berücksichtigen.[7] Ein solches Instrument ist der Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz.

Der HKF-R 10 (Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz 10 Fragen) ist ein validierter[1] deutscher Selbstbeurteilungsfragebogen, der im Jahr 2003 an der Universität Heidelberg unter der Leitung von Frau Dr. Eva Neubauer und ihrem Team entwickelt wurde. Sein Hauptziel ist die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos bei Patienten mit akuten Rückenschmerzen (Schmerzen von weniger als 6 Monaten).[2] Dies geschieht anhand von 10 Fragen, die nicht nur physische Aspekte wie Schmerzintensität oder -dauer abdecken, sondern vor allem biopsychosoziale Aspekte wie Gedanken, Gefühle, Depressivität und Katastrophisierung berücksichtigen. Der HKF-R 10 ermöglicht die Einteilung akuter Schmerzpatienten in einen von fünf Falltypen (A bis E).

Aus den ursprünglich untersuchten 167 Fragen wurden die 9 ausgewählt, die die stärkste prädiktive Fähigkeit in Bezug auf die Chronifizierung von den Rückenschmerzen zeigen. Auf Wunsch von Schmerzmedizinern wurde später eine zehnte Frage, eine Schmerzskala, hinzugefügt, um den Verlauf der Schmerzen genauer einschätzen zu können. Diese Frage hat jedoch keinen prädiktiven Wert. Zwei Fragen bestehen jedoch aus Unterfragen, weshalb der Umfang des Fragebogens auf 27 Items angewachsen ist.

Die Auswertung des Fragebogen ist anhand der Auswertungsanleitung mithilfe eines Taschenrechners in der Arztpraxis möglich. Die Auswertungsanleitung ist hier zu finden:

Heidelbergerkurzfragebogen_Rueckenschmerz.pdf

Grenzwerte

Je nach errechnetem Score werden die Patienten einem von 5 Falltypen zugeordnet. Folgende Cut-off-Werte wurden für das errechnete Score definiert:

Falltyp HKF-R 10 Score Bedeutung
Typ A Score ≤ 2,5 Der Patient chronifiziert höchstwahrscheinlich nicht
Typ B 2,5 < Score ≤ 8 Der Patient chronifiziert zu 70 % nicht
Typ C 8 < Score < 28 Keine Aussage über den Patient möglich
Typ D 28 ≤ Score < 37 Patient chronifiziert zu 70%
Typ E 37 ≤ Score Patient chronifiziert höchstwahscheinlich

Einsatzgebiete

Die im deutschen Gesundheitssystem entstehende Kosten für die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten steigen kontinuierlich. Deshalb ist es äußerst wichtig, die Chronifizierung der Patienten zu vermeiden.[2] Umfangreiche Untersuchungen zur ambulanten und stationären Schmerztherapie zeigen zudem, dass der Therapieerfolg maßgeblich vom Chronifizierungsgrad der Schmerzen abhängt.[3] Zudem sind Faktoren wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz eng mit der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung der Patienten verbunden. Durch die Zuweisung zu einem der 5 Falltypen erhält der Haus- oder Facharzt ein diagnostisches Instrument in der Hand, das bei der Therapieplanung eine wichtige Entscheidungshilfe darstellt.[4] Eine Therapieempfehlung ist allerdings mithilfe des HKR-F 10 nicht möglich, ebenso wenig wie eine Messung des Therapieerfolgs. Für eine Anwendung bei subakuten oder chronischen Schmerzen ist das Tool auch nicht gedacht.

Anmerkung

Im Fragebogen verwendete Medien

Versionen

iDocLive Versionierung

Aktuell gültige Version

v1.0.0

Versionshistorie

/

Fragebogenfassungen

In iDocLive ist derzeit die deutsche Standardversion Heidelberger Kurzfragebogens Rückenschmerz mit 27 Items (10 Fragen mit dazugehörigen Unterfragen) verfügbar.

Weitere Versionen: /

Umfang

Der Fragebogen enthält 27 Items (24 Single Choice, 3 VAS 100). Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 5 Minuten.

Unter folgendem Link können Sie den Fragebogenumfang mit allen Fragen einsehen: Heidelberger Kurzfragebogen Rückenschmerz

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Riewe E, Neubauer E, Pfeifer AC, Schiltenwolf M. Predicting Persistent Back Symptoms by Psychosocial Risk Factors: Validity Criteria for the ÖMPSQ and the HKF-R 10 in Germany. PLoS One. 2016 Jul 21;11(7):e0158850. doi: 10.1371/journal.pone.0158850. PMID: 27442020; PMCID: PMC4956238.
  2. 2,0 2,1 2,2 Neubauer E, Junge A, Pirron P, Seemann H, Schiltenwolf M. HKF-R 10 - screening for predicting chronicity in acute low back pain (LBP): a prospective clinical trial. Eur J Pain. 2006 Aug;10(6):559-66. doi: 10.1016/j.ejpain.2005.08.002. Epub 2005 Oct 3. PMID: 16202634.
  3. 3,0 3,1 Wurmthaler C, Gerbershagen HU, Dietz G, Korb J, Nilges P, Schilling S (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale-Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerzen und psychophysischem Befinden und familiären Merkmalen. Sonderdruck Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. 4 113-36
  4. 4,0 4,1 Ljutow, A. (2010). Betreuung chronischer Schmerzpatienten. Rolle des Hausarztes - diagnostische Entscheidungshilfen. ARS Medici Dossier XI, Rosenfluh Publikationen AG
  5. Linton, S. J., Nicholas, M., & MacDonald, S. (2011). Development of a short form of the Örebro Musculoskeletal Pain Screening Questionnaire. Spine, 36 (22), 1891-1895. https://doi.org/10.1097/brs.0b013e3181f8f775
  6. Schmidt, C., Lindena, G., Pfingsten, M., Kohlmann, T., & Chenot, J. (2014). Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten MIT Rückenschmerzen. Der Schmerz, 28 (4), 365-373. https://doi.org/10.1007/s00482-014-1431-5
  7. Schmidt, C. O., Kohlmann, T., Pfingsten, M., Lindena, G., Marnitz, U., Pfeifer, K., & Chenot, J. F. (2016). Construct and predictive validity of the German Örebro questionnaire short form for psychosocial risk factor screening of patients with low back pain. European Spine Journal, 25 (1), 325-332. https://doi.org/10.1007/s00586-015-4196-3